Mittwochsbrief

Im Anfang war das Blatt

Im Din A4 Format, einseitig bedruckt, so startete unsere „Ranzenpost“ als Samstagsbrief vor über 350 (!) Ausgaben und, wie der ehemalige Englischlehrer Peter Lutzker schrieb, mit der: „… ursprünglichen Idee…Familien unserer Schule über verschiedene Schulaktivitäten (Klassenspiele, Konzerte Vorträge…) und Termine zu informieren….“ Um den Text herum blieb ein Rand für Kinderzeichnungen, der nach dem Verteilen wiederum individuell von Schülerhand, insbesondere aus der Unterstufe, gerne farblich weitergestaltet wurde.

Aus dem Blatt wurde zunächst ein kleines Heft, wegen des geänderten Herausgabetages nun als Mittwochsbrief tituliert. Schon seit einiger Zeit werden unsere Schulmitteilungen „paperless“ auf der Homepage veröffentlicht und als Newsletter verschickt. Inhaltlich geht es schon mal über die Schultore hinaus, die Intention aber ist geblieben, über Unterrichtsinhalte oder Projekte nicht nur zu berichten, sondern auch die waldorfpädagogischen und anthroposophischen Hintergründe einzubeziehen. Die Redaktion besteht aus einem kleinen Team von Lehrer:innen und Eltern und ist unter mittwochsbrief@waldorfschuleduesseldorf.de zu erreichen.

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Hier finden Sie den Link auf den aktuellen Mittwochsbrief.

Aktuelles /Corona

Offene Erklärung des Vorstandes vom 18. Juni 2021

„Wir, die Schulgemeinschaft der Rudolf Steiner Schule Düsseldorf, stehen klar hinter der Stuttgarter Erklärung des Bundes der Freien Waldorfschulen (siehe unten). Wir als Schulgemeinschaft bekennen uns zur freiheitlich demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland. Menschen, die diese Werte nicht teilen, haben keinen Platz in unserer Mitte.“

Für die Schulgemeinschaft

Der Vorstand

Standpunkt des Bundes der Freien Waldorfschulen vom 5. Mai 2021 zu den Corona-Maßnahmen  (Presseinformation des BdFW)
Der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) spricht sich erneut für die Einhaltung der Pandemie-Maßnahmen aus und distanziert sich zum wiederholten Male von demokratie- und staatsfeindlichen Aussagen sowie von querdenkerischem, verschwörungstheroretischem und rechtsextremistischem Gedankengut.

„Coronaleugnung und Maßnahmenverweigerung haben keinen Platz an unseren Schulen,“ sagen Nele Auschra und Henning Kullak-Ublick vom Vorstand des BdFWS. „Für Schulen in freier Trägerschaft gelten die selben Gesetze und Verordnungen, die im Rahmen der Pandemiebekämpfung für alle Schulen erlassen werden.“ Der BdFWS habe seine Mitgliedseinrichtungen seit Beginn der Pandemie mehrmals aufgefordert, die jeweils geltenden Anweisungen umzusetzen und den Dialog mit den Behörden zu suchen, falls sich Fragen zur praktischen Umsetzung der Maßnahmen stellten.

Die Vorstandsvertreter bekräftigen, dass die in der Stellungnahme vom 05.10.2020 getroffene Aussage weiterhin uneingeschränkt gelte: „Wir distanzieren uns ausdrücklich von simplifizierenden, mystifizierenden, diskriminierenden sowie demokratie- und staatsfeindlichen Aussagen und verurteilen, wenn diese unter Berufung auf die Waldorfschule, die Waldorfpädagogik oder die Anthroposophie verbreitet werden.“ Der komplette Wortlaut ist nachzulesen unter https://tinyurl.com/bdfws-stellungnahme2020 >>.

Stuttgarter Erklärung

Waldorfschulen gegen Rassismus und Diskriminierung

  • Die Freien Waldorfschulen leisten bei der Wahrnehmung ihrer erzieherischen Aufgabe im Geiste der Menschenrechte einen Beitrag für eine Gesellschaft, die auf dem solidarischen Zusammenleben aller Menschen beruht.
  • Als Schulen ohne Auslese, Sonderung und Diskriminierung ihrer Schüler:innen sehen sie alle Menschen als frei und gleich an Würde und Rechten an, unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, nationaler oder sozialer Herkunft, Geschlecht, Sprache, Weltanschauung oder Religion.
  • Die Anthroposophie als Grundlage der Waldorfpädagogik richtet sich gegen jede Form von Rassismus und Nationalismus. Die Freien Waldorfschulen sind sich bewusst, dass das Gesamtwerk Rudolf Steiners vereinzelt Formulierungen enthält, die von einer rassistisch diskriminierenden Haltung der damaligen Zeit mitgeprägt sind. Die Waldorfschulen distanzieren sich von diesen Äußerungen ausdrücklich. Sie stehen im vollständigen Widerspruch zur Grundausrichtung der Waldorfpädagogik und zum modernen Bewusstseinswandel.
  • Weder in der Praxis der Schulen noch in der Lehrer:innenausbildung werden rassistische oder diskriminierende Tendenzen geduldet. Die Freien Waldorfschulen verwahren sich ausdrücklich gegen jede rassistische oder nationalistische Vereinnahmung ihrer Pädagogik und von Rudolf Steiners Werk.
  • Aus diesem Selbstverständnis arbeiten die Freien Waldorfschulen seit ihrer Gründung 1919. Waldorfpädagogische Einrichtungen engagieren sich heute weltweit in den unterschiedlichsten kulturellen, politischen, sozialen und religiösen Kontexten.

Verabschiedet von der Mitgliederversammlung des Bundes der Freien Waldorfschulen am 20. November 2020. Eine frühere Version der Erklärung wurde am 28. Oktober 2007 in Stuttgart verabschiedet. 

Schulkonferenz

In der Schulkonferenz treffen sich sechsmal im Schuljahr die Klassenvertreter der Elternschaft mit den Vertretern der Lehrer:innen und Schülerschaft, um Informationen über das Schulleben auszutauschen, Entscheidungen zu erörtern und – in bestimmten Fällen – zu beschließen.

Die Schulkonferenzen sind für alle Mitglieder der Schulgemeinschaft offen.

Die aktuellen Termine finden Sie im Kalender.

Wir freuen uns über rege Teilnahme!
Helmward Ungruhe und Marc Stein

 

KAoA – Kein Abschluss ohne Anschluss

Liebe Eltern, liebe Schulgemeinschaft,

 viele Schülerinnen und Schüler wissen nicht so recht, was sie nach ihrem Schulabschluss beruflich anfangen sollen. Andere haben zwar eine grobe Vorstellung davon, besitzen aber nur unzureichende Kenntnisse von den Berufen, für die sie sich interessieren. 

Neben den an unserer Schule bestehenden und etablierten Bausteinen des landesweiten KAoA-Programmes (Kein Abschluss ohne Anschluss), wie der Potenzialanalyse in der 8. Klasse, den Praktika in den verschiedenen Klassenstufen oder den Beratungsangeboten der Arbeitsagentur, möchten wir nun auch die Elternhäuser und das familiäre Umfeld unserer Schüler:innen beim Thema Berufs- bzw. Studienwahl mit einbeziehen. 

Dies soll im Rahmen einer jährlich wiederkehrenden Berufsinformationsveranstaltung (kurz BIV) geschehen. Dabei handelt es sich um eine Art Messe, bei der unsere Oberstufenschüler:innen ab der 10. Klasse von Eltern, Alumni, Freunden unserer Schule … konkrete und umfangreiche Informationen über verschiedene Berufsfelder erhalten.

Dafür suchen wir Eltern, Alumni und Freunde unserer Schule, die bereit wären, ihren Beruf im Rahmen einer solchen Veranstaltung vorzustellen. Wir erwarten keine Vorträge oder ausgearbeiteten Präsentationen, wir wünschen uns vielmehr, dass Sie als Informanten Fragen der Interessierten zu Ihrem Beruf beantworten. Es geht nicht um das theoretische Wissen, es geht um Ihre Erfahrung aus dem täglichen Leben mit dem Beruf, Erfahrungen, die man nicht aus dem Internet oder aus Büchern bekommen kann. 

Um eine gewisse Orientierungshilfe zu geben, werden entsprechende Kategorien eingerichtet wie z. B.: Bau, Architektur / Elektro / IT, Computer / Kunst, Kultur, Gestaltung / Gesundheit / Landwirtschaft, Natur, Umwelt / Soziales, Pädagogik / Produktion, Fertigung / Naturwissenschaften / Betriebswirtschaft …

Im Vorfeld erhalten die Schüler:innen Infoblätter, aus denen sie ersehen können, welche Berufe vertreten sind und an welchem Stand Sie als Informationsquelle zur Verfügung stehen. Der Hauptaspekt ist die Information über den Beruf, den Sie als Praxisexperte vorstellen, egal ob Sie selbständig oder angestellt sind.

Wir wünschen uns Ihre Teilnahme als hilfreiche Unterstützung für die Jugendlichen zu ihrer Berufswahl. Infomaterial über Ihren Beruf und über Ihre Firma dürfen Sie selbstverständlich mitbringen.

Die Veranstaltung ist geplant für Dienstag, den 04. Juni 2024 von 13 bis 15 Uhr auf unserem Schulgelände.

Wir würden uns freuen, wenn Sie unsere Schüler:innen unterstützen und verbindlich für diesen Tag zusagen.  

Dazu brauchen wir bei Ihrer Rückmeldung folgende Informationen:

Name / Beruf (evtl. noch, welche Ausbildung dafür nötig ist) / Telnr. / E-Mail / Elternhaus aus Klasse(n).

Ihre Fragen und Zusage bitten wir für die weitere Planung unter biv@rss-duesseldorf.de.

Im Mai erhalten Sie von uns weitere Details per E-Mail. Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Wir und die Schüler:innen freuen uns schon jetzt auf einen interessanten und informativen Nachmittag.

 

Herzliche Grüße

Caroline Klisch und Margot Steinbach

 

Schul-Shirts

Wir, die SV (Klassensprecher der Oberstufe), haben uns in mit der Gestaltung und Umsetzung einer eigenen Schulkleidung beschäftigt. Dabei haben wir besonders großen Wert auf ein cooles Design, eine schöne Anzahl der Farben und hochwertige Materialien gelegt. Die 100% Fairtrade T-Shirts und Hoodies sind durch die Biobaumwolle super gemütlich und mit der vielseitigen Auswahl an Größen für Klein und Groß geeignet. Auf der Vorderseite stehen die Buchstaben RSSD im typischen College-Sweatshirt-Design mit dem Schriftzug Düsseldorf. Auf dem Rücken haben wir uns an die Bildmarke unseres Logos angelehnt und dies als Outline gestaltet. Die Shirts können in verschiedenen Farben bestellt werden, so dass sicher für jeden etwas dabei ist.

Wir denken, dass wir Schüler uns noch mehr mit der Schule identifizieren können. Außerdem ist es eine außergewöhnliche Werbung für unsere Schule

Wir hoffen, dass wir euch alle: Schüler, ehemalige Schüler, Eltern und Lehrer, so begeistern können von unserer Schulkleidung, wie wir es sind.

Bestellungen können bei Tanja Hartinger, Stoff und Spiel aufgegeben werden. T. 0211 – 23 82 011

Eindrücke rund um’s Jahr

Michaeli 2022

Weihnachtsmarkt 2019

Weihnachtsmarkt 2018

Eurythmieaufführung Mai 2017

Aus der Presse

Wenn Sie den Link http://www.waldorfschule.de/presse/pressemitteilungen/ anklicken, gelangen Sie zu den aktuellen Pressemitteilungen des Bundes der Freien Waldorfschulen.

Themenwochen Privatschulen: „Wir stellen uns der Kritik“ – Wie (offen) der Bund der Freien Waldorfschulen auf Vorwürfe reagiert

News4teachers.de 30.04.2023

BERLIN. Waldorf ist ein Phänomen: Auf der einen Seite sind die Schulen der über 100 Jahre alten Reformbewegung beliebt wie nie – auf der anderen prasseln immer wieder Vorwürfe auf die Einrichtungen ein, unlängst öffentlichkeitswirksam in der Sendung des ZDF-Satirikers Jan Böhmermann (News4teachers berichtete). Wie geht der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS), der in Deutschland über 250 Schulen sowie 37 Seminare/Hochschulen zur Aus- und Weiterbildung von Waldorflehrkräften vertritt, damit um? Wir sprachen darüber mit Nele Auschra, Vorstandsmitglied und Sprecherin des Verbands. 

News4teachers: Das ZDF-Magazin Royale von Jan Böhmermann hat der Waldorf-Bewegung zuletzt arg zugesetzt – mit einer Sendung, die mit Vorwürfen gespickt war. Was haben Sie für Reaktionen darauf erhalten, von außen, aber auch von den eigenen Einrichtungen?

Auschra: Thema im ZDF-Magazin Royale zu sein, ist ein Ausnahmephänomen. Wir von der Öffentlichkeitsarbeit des Dachverbands der Waldorf- und Rudolf-Steiner-Schulen in Deutschland, dem „Bund der Freien Waldorfschulen“ (BdFWS), haben die Sendung aufmerksam verfolgt und umgehend ein Statement dazu verfasst. Die Sendung war mit zahlreichen Klischees gespickt, bot aber auch Einblicke und Details, bei denen mir das Lachen im Hals stecken blieb. Ich will hier nichts schönreden oder abwehren – wir stellen uns der Kritik und sind schon seit einiger Zeit dabei, mit unterschiedlichen Methoden unsere Schulen, Ausbildung und Pädagogik zu durchleuchten und auf den Prüfstand zu stellen. Dass wir dies tun, war uns wichtig zu kommunizieren. Mit komplexen Themen und unseren Aktivitäten, sei es zur Gewaltprävention, zur pädagogischen Forschungsarbeit oder zur Aufarbeitung von kruden Aktivitäten in der Coronazeit, lässt sich jedoch keine pointierte Story kreieren.

Die Empörung in den eigenen Reihen hielt sich in Grenzen. Im Gegenteil, die Sendung bot Anlass für Schüler:innen, sich auf den Social Media Kanälen zu äußern, zu diskutieren und ihre Perspektiven und Erfahrungen zu teilen. Wir haben Beispiele, dass die Sendung sehr kreativ genutzt wurde, u.a. für die Bearbeitung des Themas Satire im Deutschunterricht. Und es gab an mich und einzelne Schulen von Redaktionen Anfragen, die fundierter über Waldorfschulen auch jenseits der in der Sendung bedienten Vorurteile und Klischees berichten wollten und wollen.

News4teachers: In der Sendung wurde dargestellt, dass die Ausbildung zur Waldorf-Lehrkraft esoterisch geprägt sei. An Ausbildungsinstituten der Waldorfpädagogik werde vermittelt, mit „Engeln zusammen zu arbeiten“, die Seele des Kindes „zu sehen“ oder aus dem Verhältnis von Kopf zu Rumpf Schlussfolgerungen über das sogenannte Temperament eines Kindes zu ziehen – wie Modulhandbüchern und Seminarbeschreibungen zu entnehmen sei. Was steckt dahinter?

Auschra: Mir zeigen solche Vereinfachungen, dass einige Grundlagen der Waldorfpädagogik sehr erklärungsbedürftig sind, und es noch nicht gelungen ist, hier eine einheitliche, dem heutigen Gebrauch adäquate Sprache zu finden. Nehmen wir zum Beispiel den Begriff Engel. Er ist uns aus vielen Religionen bekannt und begleitet uns seit Jahrhunderten auch in der Kunst und Kulturgeschichte ist dies ein bedeutendes Thema, nicht nur in Europa und der jüdisch-christlichen Tradition. So wird ganz alltäglich über „Schutzengel“ gesprochen; oder Menschen haben das Gefühl, von „unsichtbarer Hand“ in einer Entscheidung oder krisenhaften Situation geleitet worden zu sein. Der Engel kann als Bild dafür genommen werden, dass der Mensch nicht nur als materielles Wesen existiert.

Das Menschenbild der Waldorfpädagogik sieht in jedem Menschen eine Individualität, die nicht als unbeschriebenes Blatt auf die Welt kommt, nach dem Tod ausgelöscht wird und ausschließlich durch Vererbung und Umwelt geprägt ist. Insoweit wird die Frage nach der einer Welt jenseits der materiellen offen gehalten. Wenn man also davon ausgeht, dass diese Individualität existiert, dass jeder Mensch ganz eigene Fähigkeiten und Möglichkeiten mitbringt, die es zu fördern gilt, dann kann dieses Engel-Bild herangezogen werden bzw. die Frage gestellt werden, ob man mit „den Engeln zusammenarbeiten“ könne, um dem jungen Menschen bestmöglich bei seiner Entfaltung zu helfen. Und genau so, nämlich als Frage, ist das Thema in der von Böhmermann und Co herangezogenen Quelle formuliert (es handelte sich dabei um eine Unterrichtseinheit an einem berufsbegleitenden Seminar für Waldorfpädagogik).

Es geht nicht darum, dass solche Überlegungen als Fakten vermittelt werden, oder Lehrer:innen die Seele des Kindes sehen sollen, geschweige denn aus der Kopf- oder Rumpfform persönlichkeitspsychologische Merkmale erkennen sollen, sondern es geht darum, Lehrer:innenhandwerkszeug wie Empathie und Einfühlungsvermögen zu üben, sowie eine gewisse Ehrfurcht vor dem jungen Menschen mit dem wir es in der Schule zu tun haben. Letztlich ringt in diesen Dingen die Waldorfpädagogik mit der großen, und zum Glück nie vollständig zu beantwortenden Frage: Was ist der Mensch?

News4teachers: Ein weiterer Vorwurf: Für einige Lehrkräfte von Waldorf-Einrichtungen sei die Ausbildung an einer anthroposophischen Hochschule nicht nur eine Zusatzausbildung, sondern die einzige pädagogische und fachliche Ausbildung, die sie hätten. Ist das so richtig?

„Wir vermitteln Kindern und Jugendlichen Zukunftskompetenzen für ein gelingendes Leben in einer sich ständig wandelnden Welt, wo Wissen recherchierbar ist und in hohem Maß kreative Flexibilität und Agilität gefordert wird“

Auschra: Das stimmt so nicht. Fakt ist, dass Lehrer:innen an Waldorfschulen durch die jeweilige Aufsichtsbehörde des Bundeslandes genehmigt werden müssen. Der Genehmigung liegen je nach Bundesland unterschiedliche Kriterien zugrunde, anhand derer die im Art. 7 des Grundgesetzes geforderte Gleichwertigkeit der Ausbildung anerkannt wird. Lehrkräfte an Waldorfschulen haben also entweder eine staatliche Lehrbefähigung oder eine durch einen staatlich akkreditierten Studiengang erworbene Waldorf-Lehrbefähigung (MA Waldorfpädagogik). Als Quereinsteiger haben sie einen fachlichen (Hochschul-)Abschluss plus einer pädagogischen Weiterbildung. Letztere kann berufsbegleitend oder in Vollzeit an Waldorfpädagogik-Seminaren erworben werden, die alle Mitglied im BdFWS sein müssen, um anerkannt zu sein. Natürlich erbitten wir auch von staatlich ausgebildeten Lehrkräften eine waldorfpädagogische Zusatzqualifikation.

News4teachers: Wie gehen Sie mit der historischen Person Rudolf Steiners um? Ein Vorwurf lautet ja: In der Waldorf-Bewegung werde Steiners Lehre – die auch rassistische Passagen enthält – unreflektiert als eine Art Heilslehre betrachtet… Gibt es denn genug kritische Distanz und Aufarbeitung der Person Steiners in der Waldorfbewegung?

Auschra: Da würde ich gerne als erstes klarstellen, dass Anthroposophie keine Lehre ist und auch kein Unterrichtsthema. Sie will vielmehr Anregung zur persönlichen Weiterentwicklung der Lehrpersonen geben. Die Aufmerksamkeit und das Interesse auf Phänomene jenseits der materiellen Welt zu lenken und die seelisch-geistigen Zusammenhänge in die Betrachtung der Welt mit einzubeziehen ist ein wichtiges Element hierbei. Einige Grundlagenwerke Rudolf Steiners behandeln zutiefst philosophisch die Frage nach den Grenzen der Erkenntnis! Andere beschäftigen sich mit menschenkundlichen Aspekten, die helfen können, Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung besser zu verstehen. Insgesamt wird in den Schriften und Vorträgen die Frage nach der Freiheit und Selbstbestimmung des Menschen behandelt. Eine nach wie vor aktuelle und heute – siehe die Entwicklungen in dem Bereich der Künstlichen Intelligenz – entscheidende Frage.

An unseren Ausbildungsstätten wünschen wir uns eine kritische und zeitgemäße Auseinandersetzung mit dem Werk Steiners und den Konsequenzen, die aus anthroposophischen Betrachtungen für die pädagogische Praxis heute gezogen werden können. Seit über 20 Jahren stehen unsere Hochschulen dazu in Austausch mit erziehungswissenschaftlichen Institutionen.

An unseren Verband ist eine pädagogische Forschungsstelle angegliedert. In zahlreichen Projekten werden Unterrichtsinhalte, Didaktik und Methodik empirisch beforscht, Materialien für die Praxis entwickelt und ganze Lehrplanabschnitte immer wieder angepasst und modernisiert – zurzeit geschieht dies z. B. mit dem Rahmenlehrplan für den Geschichtsunterricht in der Mittelstufe.

Ich spreche mich zusammen mit meinen Vorstandskolleg:innen klar dafür aus, Steiner als historische Person zu sehen und sein Werk würdigend, aber dennoch kritisch-historisch einzuordnen. Das ist notwendig, um seine wenigen – aber eben vorhandenen – rassistisch diskriminierenden Äußerungen einzuordnen und sich klar davon zu distanzieren, ohne seinen zutiefst humanistischen Standpunkt aus dem Blick zu verlieren, der sein Werk durchzieht. Der Kern der Steinerschen Sichtweise ist immer das Individuum, jenseits aller Gruppen oder Nationen.

In diesem Sinne arbeitet auch die Redaktion der vom BdFWS herausgegebenen „Erziehungskunst“, einer pädagogischen Zeitschrift für Eltern. Und unsere Tagungen für und von Lehrer:innen, Eltern und Schüler:innen thematisieren diese Auseinandersetzung in einem offenen Diskurs.

News4teachers: Das Thema Rassismus ist für Waldorf auch deshalb heikel, weil manche Einrichtungen offenbar von rechtsextremen Gruppen unterwandert wurden, wie der Bund der Freien Waldorfschulen selbst schon früher eingeräumt hat. Zuletzt gab es solche Vorwürfe auch im Zusammenhang mit der Coronaleugner-Szene. Wie gehen Sie damit um?

Auschra: Richtiggehend unterwandert wurden Waldorfschulen bislang nicht. Aber es gibt immer wieder Fälle, dass einzelne Menschen (Lehrkräfte, Mitarbeiter:innen oder Eltern) antidemokratisches Gedankengut vertreten. Dies geschieht in den meisten Fällen verdeckt. In einer weitgefassten internen Kommunikations- und Aufklärungskampagne haben wir – beginnend 2015 – Informationsmaterialien erstellt, führen Veranstaltungen und Vorträge zum Thema durch und kooperieren mit entsprechenden Anlaufstellen, um die Schulgemeinschaften für diese Thematiken zu sensibilisieren.

Im Vergleich zu staatlichen Schulen besteht bei Schulen in freier Trägerschaft die Möglichkeit, dass Menschen mit solchen, meist nicht offen kommunizierten Haltungen, verantwortliche Positionen einnehmen. Letztlich stehen dann vereins- oder arbeitsrechtliche Fragen im Raum, die die Schulverantwortlichen (Gremien aus Lehrkräften und Eltern) dann als Schulträger selbst lösen müssen. Der Dachverband bietet dabei Unterstützung, kann jedoch nicht der Akteur sein. Weshalb uns als letztes Mittel bleibt, bei offensichtlichem Fehlverhalten eines Schulträgers ein Verfahren zum Ausschluss aus dem Verband einzuleiten.

News4teachers: Ein weiterer Vorwurf lautet: Übergriffe durch Lehrkräfte seien an Waldorfschulen teils über Jahre unentdeckt geblieben. Wird Gewalt an Waldorf-Einrichtungen vertuscht?

Auschra: Wann immer in sozialen Gemeinschaften ein Machtgefälle existiert – und dazu gehören selbstverständlich alle Schulen oder auch Kindergärten – besteht die Gefahr, dass missbräuchliches Verhalten aufkommt. Dadurch wird Vertrauen massiv geschädigt, es können auch bei nur mittelbar Beteiligten extreme Emotionen aufkommen und diese bedrohen jede Gemeinschaft. Ich bezweifle, dass in solch einer Situation eine Waldorf-Einrichtung anders reagiert als andere Einrichtungen. Wir glauben daher, dass es absolut nötig ist, dass in jeder Einrichtung ganz klare Richtlinien vorliegen, wie in einem Verdachtsfall zu reagieren ist.

Seit letztem Jahr muss jede Waldorfschule ein Schutzkonzept zur Gewaltprävention erarbeitet haben. Wir begleiten unsere Mitglieder engmaschig mit Materialien, Foren und Eins-zu-eins-Betreuung. Außerdem haben wir eine Anlaufstelle eingerichtet. Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass in den meisten Fällen inzwischen sehr professionell mit Verdachtsmomenten umgegangen wird. Vertuschung sollte nicht mehr möglich sein, in einem standardisierten und transparenten Verfahren ist für alle Beteiligten Aufklärung und Aufarbeitung gesichert.

„Natürlich vermitteln Lehrkräfte an unseren Schulen den gleichen Lernstoff wie andere Schulen, da am Ende für unsere Schüler:innen ein ganz normaler staatlicher Schulabschluss steht“

News4teachers: Trotz solcher Berichterstattung wie der von Böhmermann: Waldorf ist als pädagogische Bewegung höchst erfolgreich. Ihre Einrichtungen haben keine Probleme, genügend Schülerinnen und Schüler zu bekommen. Was ist aus Ihrer Sicht der Grund dafür?

Auschra: Zuletzt hat eine Untersuchung ergeben, dass 85 % der Menschen in Deutschland glauben, dass Schulen nicht gut auf das Leben vorbereiten. Genau das ist ja das Kernanliegen der Waldorfpädagogik: jedem Kind die Entfaltung seiner Potenziale zu ermöglichen. Eigenschaften wie Kreativität, sozialer und ökologisch bewusster Umgang mit Umwelt und Mitmenschen, Selbstständigkeit und Handlungskompetenz werden daher intensiv gefördert. Wir vermitteln Kindern und Jugendlichen Zukunftskompetenzen für ein gelingendes Leben in einer sich ständig wandelnden Welt, wo Wissen recherchierbar ist und in hohem Maß kreative Flexibilität und Agilität gefordert wird. Dieses Kernanliegen scheint Eltern bei der Schulwahl für ihre Kinder mehr denn je zu überzeugen.

News4teachers: Privatschulen – ein Vorwurf, der nicht nur Waldorf trifft – tragen angeblich zur Segregation der Gesellschaft bei, weil sozial starke Familien dort unter sich bleiben. Was entgegnet Sie dem?

Auschra: Zunächst sollte man in dem Zusammenhang die zahlreichen Studien berücksichtigen, die dem gesamten deutschen Schulwesen eine Segregation nach Einkommen und Bildung der Eltern vorwerfen, da es zu früh und nach oft eher subjektiven Kriterien in Schulformen separiert. Gleichwohl sollten wir an dieser Stelle ehrlich feststellen, dass Schulen in freier Trägerschaft, die nicht auskömmlich vom Staat finanziert werden und deshalb in der Regel von den Eltern einen Beitrag zum Schulbetrieb einfordern müssen, nicht den Querschnitt der Bevölkerung abbilden. Genauso wenig wie beispielsweise ein Gymnasium.

Bei Waldorfschulen kommt hinzu, dass die Pädagogik von der Norm abweicht, Eltern also genau dies für ihr Kind wollen müssen. So wissen wir aufgrund einer in den 2010er Jahren durchgeführten Studie unter Waldorfeltern in Deutschland, dass sie zwar überdurchschnittlich gebildet sind, jedoch nach Einkommen betrachtet durchaus dem Bevölkerungsdurchschnitt entsprechen. Selbst wenn freie Schulen also öffentlich auskömmlich refinanziert würden, was eine unserer Forderungen ist, würde die Waldorfschule vermutlich leider immer noch nicht eine Schule für alle sein – was ihre ursprüngliche Intention war. Uns ist dies bewusst, und so gibt es auch einige sozial-integrative, interkulturelle Ansätze an Waldorfschulen – zum Beispiel in Mannheim, Leipzig, Berlin, Hamburg – und entsprechend aufbereitetes pädagogisches Material.

News4teachers: Den Lehrkräftemangel bekommen Sie allerdings ebenfalls zu spüren. Auch Waldorf-Schulen suchen Lehrerinnen und Lehrer. Warum sollte sich eine Lehrkraft dafür entscheiden, an einer Waldorfschule zu arbeiten – und nicht an einer staatlichen?

Auschra: Ich habe vorhin von unserem Kernanliegen gesprochen. Natürlich vermitteln Lehrkräfte an unseren Schulen den gleichen Lernstoff wie andere Schulen, da am Ende für unsere Schüler:innen ein ganz normaler staatlicher Schulabschluss steht. Sie haben aber auch die Chance, aufgrund unseres weit gefassten und gleichzeitig in die Tiefe gehenden Rahmenlehrplans situativ mit ihrer Klasse zu arbeiten.

Themen können vertieft vermittelt oder im Laufe des Schuljahres Querverbindungen zwischen den Hauptfächern hergestellt werden: In den Klassen 1 bis 6 oder bis 8 unterrichtet eine Lehrkraft alle Hauptfächer, jeweils in etwa dreiwöchigen Epochen jeden Tag 2 Stunden. Dazu kommen Fächer und Praktika, die es an anderen Schulen in der Regel nicht gibt: Gartenbau, Vermessungspraktikum, Landbau- und Forstwirtschaftspraktikum, Sozial- und Handwerkspraktikum. Außerdem sehr viele künstlerisch-handwerkliche Angebote, die auch in den täglichen Epochenunterricht integriert sein können – künstlerisch den Unterricht zu gestalten in dem Sinne, dass man sich als sich ebenfalls entwickelnde und lernende Person in den Prozess mit seinen Schüler:innen begeben kann – das sind Pluspunkte, die für eine Tätigkeit an einer Waldorfschule sprechen. Übrigens auch die Möglichkeit, ein familienfreundliches Teilzeit-Arbeitsverhältnis zu vereinbaren. Andrej Priboschek, Agentur für Bildungsjournalismus, führte das Interview.

Was ich auf der Waldorfschule gelernt habe

Seinen Namen tanzen und Bäume umarmen – die Klischees über Waldorfschulen sind zahlreich. ZiSH-Autor Tim Klein erzählt, was er dort wirklich gelernt hat.

Gerade hat mein letztes Jahr an der Freien Waldorfschule in Hannover-Bothfeld begonnen, dann habe ich hoffentlich mein Abi in der Tasche. Viele Schüler von Regelschulen können sich wenig darunter vorstellen, wie es dort zugeht. Dabei habe ich in den letzten Jahren einige Dinge gelernt, die an anderen Schulen häufig wohl eher unter den Tisch fallen. >> hier geht`s zum Artikel

Homepage wal-di.com geht online

wal-di.com ist das Portal für einen internationalen Kontakt und Austausch an Waldorfschulen. Jede/r Schüler/in ab 14 Jahren kann sich hier kostenfrei registrieren.

Ob du einfach nur Mail- oder Briefkontakt aufnehmen willst, eine Gastfamilie im Ausland suchst oder eine/n Gastschüler/in aufnehmen möchtest – wal-di.com bietet dir die kostenlose Plattform dafür!

Ein Plädoyer für die Waldorfschule

Von Jumana Mattukat, September 2015

„Immer wieder werde ich gefragt, warum unsere Kinder auf die Waldorfschule gehen. Vor allem von Eltern, die selbst vor der Entscheidung stehen: Waldorf – ja oder nein?“ mehr…

Die Waldorfpädagogik führt Schüler behutsam an PC und Co. heran

„Die Waldorfschule ist keine Insel, die von den Auswirkungen der modernen Medien nicht betroffen ist. Auch hier gibt es Handys im Klassenzimmer oder Schüler werden in den sozialen Medien gemobbt“, berichtet Franz Glaw. Der Oberstufenlehrer für Deutsch und Mathematik an der Waldorfschule in Düsseldorf kennt Schule in Zeiten von Wikipedia, Google, Facebook und Twitter aus der täglichen Unterrichtspraxis...weiterlesen